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Es war still im Raum, wir blickten auf das Organisationschart. Endlich, nach so langer Zeit waren Alle bereit für die Veränderung.

Da wurde mir klar:

"Jetzt braucht es mich hier nicht mehr."

Es war an einem Donnerstagmorgen, Ende November 2013. Seit gut drei Jahren arbeitete ich intensiv an der Zukunft unserer Firma. Es war Zeit, denn der Markt, unsere Kunden, die Technologie – alles war in rasantem Wandel. Ich wusste, unsere Veränderung, unsere Aktion vielmehr als Reaktion würde Zeit brauchen und Geld kosten. Wir waren zu viert in der Geschäftsleitung. Mein Bruder und ich als gleichberechtigte Besitzer sowie die Leiter von Vertrieb und Entwicklung. Während der letzten sechs Monate hatte sich die Situation zugespitzt. Wir hatten das erste Mal seit 20 Jahren einen Rückgang.

 

An diesem Donnerstagmorgen fassten die Bereichsleiter Status und Prozess zusammen. Ich konnte ihren Willen und das Herzblut spüren, der strukturierte Aufbau und die Klarheit ihrer Worte faszinierten mich. Ich spürte, wie die neue Vision konkret wurde. Die ersten Schritte waren klar zu sehen. Alles war auf "go", einzig die passende Organisationsstruktur fehlte. Die Zeit schien zu stehen, schweigen erfüllte den Raum. Ich glaube nicht, dass ich etwas sagen wollte, irgendwie kam es einfach aus mir heraus: "Ja! Dann braucht es mich jetzt nicht mehr".

 

In diesem Moment kündigte ich in meiner eigenen Firma. Ich hatte keine Ahnung was da geschah, wusste nicht was kommen würde, ob richtig oder falsch. Es war mir auch vollkommen egal, denn ich fühlte mich richtig frei, spürte keinerlei Druck, konnte ruhig sitzen und verfolgte die ganze Szene, als wäre ich im Kino und gleichzeitig im Film mittendrin.

Die Sitzung wurde unterbrochen, doch auch nach zwei Stunden Nachdenkzeit veränderte sich nichts. Ich war bereit,

die Firma zu verlassen, den scheinbar sicheren Hafen aufzugeben und in etwas Neues, Unbekanntes einzutauchen.

 

Es folgten zwei Jahre in denen über ein Aufsichtsratskonstrukt versucht wurde, mir weiterhin eine Rolle in der Firma zu geben. Doch ich fühlte, meine Rolle war anderswo. Ende 2015 wurde schließlich der endgültige Verkauf meiner Anteile besiegelt. Den Weg frei machte die Arbeit innerhalb des Familiensystems, ein bis dahin völlig unterschätzter Bereich. Nirgendwo sonst wurde so wenig geredet und so viel als selbstverständlich vorausgesetzt.

 

Was folgte, war eine Entdeckungsreise. Das Suchen nach der neuen Herausforderung, der Begeisterung und dem Sinn. Wenn man in einer Lebensphase seine Ziele erreicht und ausgesorgt hat, dann bremst nur der eigene Verstand –

und der ist mächtig.

 

Einmal mehr waren es andere Menschen, die mir geholfen haben, meinen neuen Weg zu finden. Sie erinnerten mich an früher, an die Zeit der großen Augen, wenn wieder irgendwoher eine neue Idee kam und Leute mit Begeisterung an ihren Projekten arbeiteten. Mit purer  Freude ging ich zu den Meetings um zu hören, was sich getan hatte, wie die Ideen verwirklicht werden, was Neues dazu gekommen ist. Immer schon faszinierte mich, wie Ideen im kleinen Kreis beginnen und je konkreter die Lösung wird, desto größer werden die Kreise und die Anzahl der Beteiligten. Es waren meist Meetings, an denen am Ende mehr Fragen und Aufgaben offen waren als zuvor. Und jedes Mal war am Ende klar, wer welchen Task übernimmt. Die Anzahl der kritischen Punkte war stets enorm, aber mir war klar: Alle geben ihr Bestes. Nie wurde darüber gesprochen, jeder wusste, dass das Ziel nur gemeinsam erreicht werden kann.

So ist mein neuer Weg nicht weit weg vom Alten. Ich unterstütze Menschen darin ihre Begeisterung zu finden, Ideen auf die Welt zu bringen und Andere so wie sich selbst damit zu inspirieren.

MOMENT OF CHANGE

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